Denkansatz
So sehr ich Byung Chul Han auch schätze: Die Möglichkeit des Spiels und die Wirkweisen des Spielerischen – zumindest als Metapher – hat er meines Erachtens unterschätzt.
Im Spiel erspüren und erspielen sich Menschen ihre (momentane) Position im Machtgefüge. Sie suchen und testen Spielräume aus. Lernen sie kennen.
Im Sinne Huizingas gesprochen heißt dies, dass das Spiel vor der Kultur existiert, ursprünglicher als die Kultur ist. Schauen wir auf den Spaß des Spiels bei Tieren und Kindern. Lachen, wird anthropologisch als Relikt des tierischen Zähnefletschens gedeutet:
Lachende Kinder im spielerischen Kampf bedeutet: „Ich tu nur so, als wenn ich Dich angreife, Macht ausübe“ - „Ja, das sehe ich“ - „es ist nicht Ernst". Ähnlich wie das „auslachen“, der
Wo ist die Grenze von Spiel und Ernst? Auch hier Huizinga, der den Ernst dem Spiel unterordnet. Eine schwierige Diskussion um einen oszillierenden, paradox erscheinenden Denk-Spielraum – und Hans Kritik.
Han über Foucaults Machtbegriff
„Auf die Frage, ob die Philosophie etwas darüber zu sagen habe, warum der Mansch dazu neige, Macht auszuüben, antwortet Foucault, je freier die Menschen in ihrer Beziehung zueinander seien, desto größer sei ihre Lust, das Verhalten der Anderen zu bestimmen. Die Lust sei um so größer, je offener das Spiel, ja vielfältiger die Spielarten seien, in denen man das Verhalten der Anderen lenke. In den Gesellschaften dagegen, in denen die Möglichkeit des Spiels kaum vorhanden sei, verringere sich auch die Lust an der Macht.
Macht setzt gewiß Handlungs-Spielräume voraus. Ohne diese gäbe es nur Gewalt und Zwang. Der gleichsam hedonistische Machtbegriff des späten Foucault verlagert aber die Macht zu sehr ins Spielerische: »Die Macht ist nicht das Böse. Macht heißt: strategische Spiele. Man weiß sehr wohl, daß die Macht nicht das Böse ist. Nehmen Sie zum Beispiel sexuelle oder Liebesbeziehungen: In einer Art offenen strategischen Spiels, worin sich die Dinge umkehren können, über den anderen Macht auszuüben, ist nichts Schlechtes, das ist Teil der Liebe, der Leidenschaft der sexuellen«". (Han, 65)