Die Macht des Erhabenen
Kant überschreibt seinen §28 der Kritik der Urteilskraft folgendermaßen: „Von der Natur als einer Macht.“ Dann setzt er an: „Macht ist ein Vermögen, welches großen Hindernissen überlegen ist. Eben dieselbe heißt eine Gewalt, wenn sie auch dem Widerstande dessen, was selbst Macht besitzt, überlegen ist.“ (Kant KU, A 99)
Schnell werden Assoziationen an Naturkatastrophen wach. Schäumendes dunkelblaugrünes Meer, dass Schiffe unter zerschmetternden Wogen begräbt, das gleißende Licht eines Lava speienden Vulkans, der unerbittliche Sturm… Doch was mag daran „erhaben“ sein? Kant beantwortet es folgendermaßen:
„So kann der weite, durch Stürme empörte Ozean nicht erhaben genannt werden. Sein Anblick ist gräßlich; und man muß das Gemüt schon mit mancherlei Ideen angefüllt haben, wenn es durch eine solche Anschauung zu einem Gefühl gestimmt werden soll, welches selbst erhaben ist, indem das Gemüt die Sinnlichkeit zu verlassen und sich mit Ideen, die höhere Zweckmäßigkeit enthalten, zu beschäftigen angereizt wird.“ (Kant KU, A 75)
Doch was bedeutet das? Natur und auch das Mathematisch-Erhabene, (z.B. die Unendlichkeit, die unsere Vorstellung durch ihre „Größe“ verrückt machen kann) überfordern unsere Einbildungskraft, also unsere Wahrnehmung. Mit der Tendenz, dass sie uns Angst machen.
„Die Natur, im ästhetischen Urteile als Macht, die über uns keine Gewalt hat, betrachtet, ist dynamisch-erhaben.“ (Kant KU, A 75)
Wenn wir sie jedoch medial vermitteln, den Vulkanausbruch nur spielen, das Bild eines bedrohlichen Unwetters im Hochgebirge betrachten, kommen wir uns vielleicht noch klein vor. Aber da diese Dinge uns im Spiel nichts anhaben können, machen sie keine Angst. Nein, wir wurden durch das Medium sogar ermächtigt, ihnen medial vermittelt auf Augenhöhe zu begegnen. Im heiligen Ernst können wir viele Bedrohungen genießen. Umso bedrohlicher sie in der Realität erscheinen würden umso mehr Potenzial ist in ihnen, erhaben zu sein. Der dunkle geheimnisvolle Wald, die unbekannte Wildnis, welche die Romantiker und speziell die River Hudson School faszinierte. Letztere diente als Inspiration für viele Concept Artists.