Horizontal - Vertikal:
Der Individualpsychologe Albert Adler beschreibt sehr schön die Phänomene horizontaler und vertikaler Machtgefüge oder besser Beziehungen.
Vertikal: Oben und Unten
Alle Menschen werden als hilflose, machtlose Bündel geboren. Sie nehmen sich als dem Boden verhaftet, „unten“, wahr; unten in der Hierarchie. Sie fühlen sich klein, der großen und unheimlichen, übermächtigen Welt voller Gefahren ausgeliefert. So entsteht von den frühesten Momenten an nicht selten Ohnmacht, die Minderwertigkeit vermittelt.
Die hierarchische Beziehung von „oben“ und „unten“ ist tief in unseren Sprachgebrauch eingegraben – bis in die dunklen Tiefen des Unbewusstseins. Sei es individuell oder kollektiv geprägt. Eine Macht, die wie ein Marionettenspieler seit den frühen Kindertagen an uns zieht. Immer wieder zerrt sie uns weg vom Licht der Selbstermutigung, hinein in das Dunkel der Hilflosigkeit; wir fühlen uns von Verboten, durch Unterdrückung, Verformung etc. in unserer Entfaltung behindert. Jeder Versuch zu handeln, voranzuschreiten, solange wir uns in diesem tiefen Tal wähnen, zieht uns immer wieder hinab. Bleierne Füße behindern jeden Ansatz, den steilen Berg zum Glück, zu Erkenntnis und Ebenbürtigkeit zu besteigen.
Fantasie jedoch verleiht bekanntlich Flügel. Sie stattet den Menschen mit Mut aus, lässt ihn wachsen und jede Klippe angstlos erstürmen. Die Ängste, welche die Ohnmacht hervorruft, werden von Mut und Neugierde besiegt. Die Mauern, die uns am Wachsen an uns selbst und der Welt gehindert haben, zerfallen – wie von selber. Treibt uns die Neugierde, die Fantasie nicht an, sind wir im Nebel, der das tiefe Tal bedeckt, verloren.