Genie und das Soziale

„Kurz gesagt, Menschen haben kein Pokerface. Unsere Emotionen treten offen zutage. Wir sind darauf ausgerichtet, Verbindungen mit den Menschen unserer Umgebung herzustellen. Und das ist kein Handicap, sondern unser größtes Kapital. Soziale Menschen sind nämlich nicht nur eine nettere Gesellschaft, sie sind letztlich auch klüger.
Der einfachste Weg, das zu verstehen, ist, sich einen Planeten mit zwei Arten von Menschen vorzustellen: den Genies und den Nachahmern. Die Genies sind brillant: Jeder Zehnte entwickelt während seines Lebens eine große Erfindung (sagen wir mal, eine Angelrute zum Fischefangen). Die Nachahmer sind viel dümmer. Von tausend Nachahmern lernt gerade mal einer, selbst zu fischen. Mit anderen Worten: Die Genies sind hundertmal so schlau wie die Nachahmer. Aber die Genies haben einen Nachteil. Sie sind nicht sonderlich sozial. Im Durchschnitt haben sie nur einen einzigen Freund, dem sie, wenn sie die Angel erfinden, das Fischen beibringen. Die Nachahmer haben zehn Freunde, also sind sie zehnmal sozialer. Nehmen wir an, dass es nicht so einfach ist, jemandem das Fischen beizubringen, und dass es in nur der Hälfte aller Fälle klappt.“
(Bregman, S. 91)