Spiel: Die große Freiheit

Spiel bedeutet Freiheit. Es benötigt Spielräume. Geschützt vom alltäglichen Kampf und Kümmern. Dies freie, erprobende und erkundende Herumspielen und Herumtollen finden wir schon bei jungen Tieren und Kindern. Sie lernen tastend, schmeckend, kämpfend, probierend ihre Umwelt zu begreifen. Auch das freie, künstlerische Spiel mit Bildern und Materialien mag zu verzaubern – aber auch abzustoßen. Das philosophische Spiel mit und in den Gedanken, erweitert Horizonte, denkt Möglichkeit, entwickelt Visionen. All diese Spielformen funktionieren am besten mit einem Minimum an Restriktionen. Freiheit muss den Regelbruch ermöglichen - bis hin zur stammelnden Unverständlichkeit.
Regeln werden gespürt. Sie sollen behindern, sie fordern heraus. Wie ein Malstrom ziehen sie an den Spielenden, wenn diese vom Spiel gefangen sind, in seine Tiefen eingesogen wurden. Spiel bedeutet , Herausforderung zu überwinden, Rätsel zu lösen, Grenzen zu sprengen, Regeln zu brechen. Dadurch erweitert sich der Horizont. Mit der Kraft des herausgeforderten Willens werden Pläne, Strategien, Visionen auszuprobiert.
Ohne eine freiwillige Aneignung der Spielobjekte, ohne selber Spielobjekt zu werden, kommt niemand ins Spiel. Es ist unmöglich jemanden zum spielen zu zwingen. Spielende erforschen, erproben, untersuchen, manipulieren Welt, Spielende MACHEN Welt. Frei, ohne Zwang. In den Spielräumen, die Kultur benötigt. Denn nur Spielräume ermöglichen Bewegung. Ein "Hin" und "Her". Freies Spiel ist Schöpfung.


Schon lange so gedacht bei Heraklit:
Heraklit: B 52. "Die Zeit ist ein Knabe, der spielt, hin und her die Brettsteine setzt: Knabenregiment!"   52. Hippol., haer. 9,9,4
aiôn pais esti - paizôn pesseuôn - paidos hê basilêiê.

"Der Zeitenkreis spielt wie ein Kind, der Kleine - setzt naseweis aufs Spielbrett seine Steine: des Kindes soll die Weltenherrschaft sein!"



PS: Absolute Freiheit ist nicht möglich. Nicht einmal die Vorstellung.